Ausstellung "Föhrsicht Kunst" (2021)
Still liegt die Seglerbrücke da, der Hintergrund grau in grau – Seenebel, der über das dunkle Meer langsam auf die Insel zuzieht. Detailaufnahmen von Pfeilern, Pollern, Netzen. Fotografien des Hafens, dazwischen vereinzelte Bilder, die nicht von Föhr stammen; alle strahlen sie Ruhe aus, einige sogar eine gewisse Mystik.
Und fast so besonders wie die Aufnahmen und Gemälde ist auch der Ausstellungsort: Die Werke des Künstlers Peter Obermeier sind nämlich nicht in einer Galerie, sondern im Autohaus Hansen in Oevenum zu bewundern. Peter Obermeier wurde 1950 auf Föhr geboren, hat die ersten zehn Jahre seines Lebens auf der Insel gelebt, ist dann nach Eutin gezogen. [...] Nach einem Tischlerpraktikum, begann er dann selbst Skulpturen zu schnitzen. Eine davon, „Else fünf“, ist ebenfalls Teil der Ausstellung, die am Mittwoch, 8. September, Eröffnung feiert. „Raus aus der Schule, rein in die Kunst“, sagt Obermeier und lacht.
Es ist die erste Ausstellung des Künstlers seit Beginn der Pandemie. Gezeigt werden Werke, die allesamt aus Vor-Corona-Zeiten stammen, hat der Bremer die vergangenen beiden Jahre doch keine künstlerischen Arbeiten durchgeführt. Zu Teilen sei das der Pandemie geschuldet, hauptsächlich aber seiner Parkinsonerkrankung. [...]
„Meine Frau fragt immer: Wie oft willst du das Ding noch fotografieren? Ich sage dann: Ach so 80000 mal.“ Das „Ding“ ist in diesem Fall die Seglerbrücke. „Sie ist für mich ein Symbol für Föhr.“ Brücken hätten ihn schon immer fasziniert. „Da ich auf Föhr geboren bin, hatte es mir die Südstrandbrücke zuerst gleich angetan. Sie war für uns Kinder vom Südstrand mit Baden, Tauchen und Angeln Zentrum freizeitlicher Unternehmungen.“
Was genau ihn aber an der Seglerbrücke so sehr fasziniert, kann er schlecht in Worte fassen. Seine Bilder zeigen es aber umso besser. „Sie ist hat einen Knick, ist ein bisschen schief“, so der Künstler, „die Fläche ist interessant.“ Obermeier zeigt nicht die bekannten, touristischen Brückenansichten, sondern die Unterseiten, die schlammigen, mit Tang bewachsenen Untergründe, einzelne Pfeiler, deren Einkerbungen Geschichten zu erzählen scheinen.
Die Fotografien nutzt Obermeier zum Teil auch als Vorlage für seine Malereien. Öl auf Leinwand. Auch hier ist die Brücke ein wiederkehrendes Motiv, finden sich daneben allerdings auch Bilder vom Strand. Und wenn Obermeier mal nicht mit seiner alten Canon unterwegs ist oder den Pinsel schwingt, dann schnitzt er.
Eine seiner Fotografien war Vorlage für das Gemälde. Früher, so Obermeier, habe er auch mit Acryl gemalt. Heute nutzt er Ölfarben.
Gemeinsam mit seinem Freund Hannes Benecke hat Peter Obermeier das Autohaus Hansen innerhalb von vier Tagen in eine kleine Galerie verwandelt. „Du hast Anweisungen gegeben und ich habe gemacht“, neckt Benecke Obermeier. Er fügt hinzu: „Nächstes Mal machen wir das andersherum“. Beide lachen.[...] So kam es auch, dass „Else fünf“, die einzige Galionsfigur in der Ausstellung, die in letzten Jahre an seinem Haus gehangen habe, von Hannes Benecke restauriert wurde. Die Winter hätten an der Figur, die aus Robinie und Kastanie gefertigt ist, genagt. Nun sei sie wieder „ein richtiges Sahnestück“. Ob Hannes Benecke, wie auch beim Aufbau der Ausstellung, die entsprechenden Anweisungen von seinem Kumpel erhalten habe? „Nein“, lacht Benecke, „sowas kann man eben.“ ...
Auszug aus deinem Artikel von Anna Goldbach in sh:z (Schleswig-Holsteinischer Zeitung)